Kerker im Mittelalter

In dicken, starken Türmen, Gewölben, Kellern oder sonst tiefen Gruben sind gemeinlich die Gefängnisse. In denselben sind große dicke Hölzer, zwei oder drei übereinander, dass sie auf- und niedergehen an einem Pfahl oder Schrauben: durch dieselben sind Löcher gemacht, dass Arme und Beine darin liegen können. Wenn nun Gefangene vorhanden, hebt oder schraubt man die Hölzer auf, die Gefangenen müssen auf einen Klotz, Stein oder Erde niedersitzen, die Beine in die unteren, die Arme in die oberen Löcher legen. Dann lässt man die Hölzer wieder fest aufeinander gehen, verschraubt, keilt und verschließt sie auf das härteste, das die Gefangenen weder Beine noch Arme notdürftig gebrauchen noch regen können.
Etliche haben große eiserne oder hölzerne Kreuze, daran sie die Gefangenen mit dem Hals, Rücken, Armen und Beinen anfesseln, das sie stets entweder stehen oder liegen oder hängen müssen, nach Gelegenheit der Kreuze, daran sie geheftet sind.
Etliche haben starke eiserne Stäbe, daran an beiden Enden eiserne Banden sind, darin verschließen sie die Gefangenen an den Armen, hinter den Händen. Dann haben die Stäbe in der Mitte große Ketten in der Mauer angegossen, das die Leute stets in einem Lager bleiben müssen.
Etliche machen ihnen noch dazu große schwere Eisen an die Füße, dass sie weder ausstrecken noch an sich ziehen können. Etliche haben enge Löcher in den Mauern, darin ein Mensch kaum sitzen, liegen oder stehen kann, darin verschließen sie die Leute mit eisernen Türen, dass sie sich nicht wenden oder umkehren können.
Etliche haben fünfzehn, zwanzig, dreißig Klafter (ca. 1/2 Meter) tiefe Gruben, wie Brunnen oder Keller aufs aller stärkst gemauert, oben im Gewölbe mit engen Löchern und starken Türen, dadurch lassen sie die Gefangenen mit Stricken hinab und ziehen sie, wie sie wollen, also wieder heraus.
Etliche liegen in steter Finsternis, dass sie den Sonnenglanz nimmer sehen, wissen nicht, ob's Tag oder Nacht ist. Sie alle sind ihrer Gliedmaßen wenig oder gar nicht mächtig, haben immerwährende Unruhe, liegen in ihrem Unrate, viel unflätiger und elender denn das Vieh, werden übel gespeist und können nicht ruhig schlafen. Und weil sie Hände und Füße nicht zusammenbringen und wo nötig hinlenken können, sind sie noch zusätzlich gepeinigt. Werden über dem noch täglich mit Schimpf, Spott und Drohung vom Stöcker und Henker gequält und schwermütig gemacht.
Und weil solches alles mit den armen Gefangenen bisweilen über die Maßen lange währt, zwei, drei, vier, fünf Monate, Jahr und Tag, ja etliche Jahr: werden solche Leute, ob sie wohl anfänglich guten Mutes, vernünftig, geduldig und stark gewesen, doch in die Länge schwach, kleinmütig, verdrossen, ungeduldig und verzagt.
"LASST, DIE IHR EINGEHT, ALLE HOFFNUNG SCHWINDEN!"
"Will ein Angeklagter auf der ersten, zweiten oder dritten Tortur nichts bekennen, so wird er in ein ärgeres Gefängnis, an Fessel und Ketten gelegt, nach ausgestandener Marter sich in Elend und Bekümmernis zu verzehren. Darauf hin wird der Gefangene von neuem auf die Folter gespannt, bis er endlich bekennen muss, was man von ihm hören will."
Der Ketzer wurde in Haft genommen und im Arrest, welcher für ähnliche Verbrecher eigens hergerichtet ist, wo derselbe unter der Erde kreuzweiß gefesselt hängt, so das seine Füße den Fußboden nicht erreichen können. Wir fanden ihn an Händen und Füssen an die Decke gekettet, wie das für ähnliche Arrestanten vorgeschrieben ist. Der Eingekerkerte durfte weder lesen, schreiben und besonders streng war ihnen das Seufzen untersagt. Der erste Laut, welchen der Kummer dem Unglücklichen auspresst, wurde sofort mit Strafen geahndet. Man verschloss ihm mehrere Tage hindurch den Mund mittels Knebels und wenn dies nicht fruchtet, so setzte es Peitschenhiebe.
Spanischer Hosenträger
I.
Zwei eiserne Reifen, von denen der eine um die Brust, der andere um die Mitte des Leibes geht, sind durch zwei Eisenbänder verbunden, welche vorne vom unteren Reif über die Schultern und am Rücken wieder hinabgehen, wie die Bänder eines Hosenträgers; wird durch Charniere geöffnet und ist mit Hängeschlössern versehen.
II.
Ähnliches Strafinstrument aus massiven Eisenbalken. Es besteht aus einem ovalen Halsreif mit weiter Öffnung für den Kopf und einem gleichen um die Mitte des Leibes gehenden Reif, der hinten und vorn verschließbar ist. An dem Halsreif sind zwei längliche Achselblätter zum Auflegen auf die Schultern. Die beiden Reifen sind durch zwei senkrechte Balken, die über Brust und Rücken gehen, verbunden. Vom Leibring geht eine starke Kette, welche zwischen den Schenkeln durch und rückwärts wieder hinauf an den Leibring. An dieser Kette hängt ein doppelter 2 cm dicker und 49 cm langer wagerechter Balken, der in zwei unbewegliche Handschellen ausgeht. Vorne am Leibring hängen zwei weitere kurze Teile einer ehemaligen Kette. Dieselbe ging zu den Füssen hinab, wo sie ebenfalls einen horizontalen doppelten Balken mit Fußschellen zu tragen hatte. Wo die Verbindungen der einzelnen Teile nicht zusammengeschmiedet sind, wird der Verschluss an denselben, sowie an den Schließen und Schellen durch starke Schrauben hergestellt, wozu zwei Schraubenschlüssel gebraucht werden. Das ganze Eisengerüst, dessen Balken und Reifen 6 cm breit sind, besteht in allen seinen Teilen aus 1 cm dickem Schmiedeeisen und hat eine Schwere von mehr als sechzig Pfund. Dieses größte Gewicht lastete auf den Schultern des derart Gefesselten, so dass er weder Arm noch Fuß rühren konnte und er musste es tagelang tragen.


                                                      

 

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